Leserbrief zum Artikel im Höchster Kreisblatt vom 11.01.08.
Städtische Angebote für zum halben Preis in Hattersheim und keiner will sie haben? Was ist los mit den HARTZ IV-Empfängern fragt sich der Leser. Hat sich doch die Stadtverordnetenversammlung – mit Ausnahme der FDP - mal spendabel gezeigt und niemand steht Schlange vor dem Bürgerbüro, warum?
Den Leser verwundert es schon, warum bereits jetzt, am 11. Januar (das Bürgerbüro war gerade 7 Tage geöffnet) Bilanz gezogen wird. Steht vielleicht die Absicht dahinter, jetzt im Wahlkampf sagen zu können, den Leuten ginge es ja gar nicht so schlecht?
Vorausgeschickt, den Hattersheim Pass kennt bisher die örtliche politische Klasse und möglicherweise die Bürger die sich ein Zeitungsabbo leisten können.
Die Betroffenen selbst kennen ihn nicht und haben auch noch nicht nachgerechnet.
Und diese Rechnung mag für eine Familie – abhängig von Hartz IV – mit zwei Schulkindern so aussehen: Das zwölfjährige Mädchen hat für Sport-und Freizeitveranstaltungen im Monat 3,76 Euro zur Verfügung. Nehmen wir an es ist Sommer. Ein Schwimmbadbesuch ohne Warmduschen und Pommes: 1 Euro. Ein Kinobesuch nachmittags Im Kino am Kirchplatz in Okriftel: 2 Euro. Eine Kindervorstellung zur Zeit „Tabaluga und Lilli“ im Kinder-Keller: 1,50 Euro. Gesamtkosten: 4,50 Euro. Also müsste sie in der Pause raus, denn das Budget ist erschöpft. Der Monat ist gelaufen. Was im Vergleich dazu ein Mädchen aus einer Musterfamilie mit durchschnittlichen Einkommen unternimmt, das kann jeder Leser, der im Leben steht, sich selbst beantworten. Das Mädchen mit dem Budget von 3,76 Euro wird nach Ende der Schule jedenfalls schnellstens die elterliche Wohnung aufsuchen und erst gar nicht die Frage an ihre Mitschülerinnen stellen was denn unternommen werden könnte. .Denn sie kann es nicht. Auch nicht mit dem Sozialpass mit dem die Stadt sich spendabel gezeigt hat.
Es gibt noch eine andere Rechnung: Die 3,76 Euro für Freizeit sind einfach verzehrt worden. Unser Mädchen geht in Hattersheim zur Schule und nimmt am Mittagessen teil. Das Essen kostet 3,00 Euro täglich. Der Regelsatz sieht 79 Cent für das Mittagessen vor, so hat das die Bundesregierung unter Rot Grün beschlossen, CDU und FDP waren auch dafür. Jedes Mittagessen in der Schule kostet 2,21 Euro mehr als vorhanden ist. Also, hat unser Mädchen nach dem 2. Mittagessen im Monat bereits ihr Budget für Sport-und Freizeit aufgegessen!
Die Überschrift des Artikels suggeriert, dass niemand den Sozialpass will. Wenn es denn einer wäre. Hartz IV-Familien können sich auch die halbierten Preise nicht leisten. Gefordert war eine Kulturkarte für Erwachsene zum Preis von 5 Euro pro Monat, annähernd 5 Euro entsprechend dem Geld das zur Verfügung steht. Man kann nur ausgeben was man hat. Dass die Stadtverordneten dies ignoriert haben, fällt jetzt den Armen auf die Füße. Wieder mal sind sie selber schuld. Auf dem Plakat der Initiative MainTaunusSozialpass zur Stadtverordnetenversammlung in der der Beschluss gefällt wurde, war zu lesen:“Mir gebbe nix-wir tun nur so“, so ist es!
Hoffentlich kratzt die Beispielrechnung etwas am öffentlich gepflegten Vorurteil es ginge denen, den Hartz IV-Empfängern, ja doch nicht so schlecht. Es geht ihnen schlecht. Und bei jeder Preiserhöhung oder Stromnachzahlung geht es ihnen noch schlechter. Genau hinsehen und nicht Schaum schlagen, das könnte unseren Armen helfen. Im Auftrag der Initiative Maintaunussozialpass
Carlo Graf
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